Erwerb der Isleten durch K.E. Müller.
1850 war die Isleten im Besitz von Alois Aufdermauer, Hintersässe aus dem Kanton Schwyz. Sein Eigentum umfasst das ausgedehnte Wiesland und den Grossteil des Schachenwaldes auf der Halbinsel, an Gebäuden zwei Wohnhäuser, eine Säge mit Wasserkanal und eine Sust neben der geschützten Hafenanlage. Der Sägereibetrieb war damals versschuldet. Im Herbst 1850 konnte Aufdermauer die Schuldzinsen nicht mehr bezahlen und es kam zum Schuldenruf. Die Hypothekarschulden beliefen sich auf 5‘200 Gulden. Hauptgläubiger war alt Landammann Vinzenz Müller aus Altdorf. Im Rahmen der Liquidation konnte K.E. Müller die Isleten käuflich erwerben. Um die Rechtsansprüche der Gemeinden Bauen, Isenthal und Seelisberg kam es in der Folge zur einem Rechtsstreit, der am 16.09.1853 durch Vergleich beigelegt wurde. Dieser Vergleich wurde von der Bezirksgemeinde Uri am 14.05.1854 bestätigt. Müller verpflichtete sich, die seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Rechte zu beachten. Zusätzlich ging er die Verpflichtung ein, den Weg vom See bis zum Schluchtausgang und die Brücke über den Isentalerbach als Fahrstrasse auszubauen. Die drei Gemeinden erhielten Holzlagerplätze, „vom Holzzug bei den Kehren in gerader Linie bis zum Markstein am See und von diesem seitwärts bis an den Felsen“. Ferner war Müller bereit, die Schiffung mit vier Schiffen genau nach Vorschrift und vereinbarten Terminen sicherzustellen. Bei Verzicht auf das Fahrrecht musste Müller den Gemeinden in der Wehri und bei der alten Säge für ihre Schiffe Platz anbieten. Als Gegenleistung erhielt er den Harderwald zum ausschliesslichen Eigentum zugesprochen. Der Harderwald war ein grösserer Forst oberhalb der Isleten an schwer zugänglicher Lage. 1851 bis 1853 erfolgte der Bau des grossen Fabrikgebäudes. Neben dem Fabrikgebäude bestanden weitere Produktionseinrichtungen und Wohnräume für die Arbeiterschaft. Ferner baute Müller Strasse und Brücke für die Isentaler, korrektionierte den Bach, der ursprünglich über den Holzplatz lief und erstellte dem See entlang eine feste Mauer. Der Harderwald wurde 1859 vom Knecht Furger aus Silenen kahlgeschlagen. 1859 liess Müller die Sust neu bauen. Gleichzeitig gab er das Schifffahrtsrecht auf. Immerhin konnten die Gemeinden fortan ihre eigenen Schiffe in der Weri und bei der alten Säge anlegen. Das Weg- und Brückenrecht verlor durch die Fahrstrasse ins Isenthal 1901 seine Bedeutung. Nach wie vor bestehend ist die Sust, dicht neben dem Stationsgebäude der SGV gelegen.
Die technische Ausrüstung der Papierfabrik ist nicht mehr gänzlich rekonstruierbar. Die Wasserkraft betrug 20 Pferdestärken und es waren mindestens drei sog. Holländermaschinen in Betrieb. Hinzu kamen mehrere Holzschliffmaschinen. Spätestens 1859 wurde eine Bütte eingerichtet und die Karton- und Schachtelproduktion aufgenommen. Die Leitung des Werkes an der Isleten übernahm Josef Jauch, der mit K.F. Müller eng verwandt war. An der Isleten waren einige wenige Hilfsarbeiter angestellt. Seit 1859 sind auch Papiergesellen dokumentiert, welche die Arbeit an Bütte und Presse, das Leimen und Glätten, besorgten. Für das Sortieren und Reissen der Hadern beschäftigte Müller zehn bis zwanzig Kinder aus den umliegenden Seegemeinden, die auch an der Isleten wohnten. Für Betreuung und Unterricht waren zwei Klosterfrauen aus Ingenbohl zuständig. 1858 wurden an der Isleten 2‘500 Zentner Hadern und Papierspäne sowie ungefähr 20 Klafter Tannenholz zu Papierstoff verarbeitet.
Die Papierfabrik an der Isleten ist die älteste Industriebaute im Kanton Uri. Ebenfalls noch vorhanden sind die steinernen Brunnen vor der Fabrik, in der sich die Räder drehten, um Hadern zu zermalmen.
Alles gemäss H. Stadler, Karl Emanuel Müller, S. 294-303
Wichtig: An der Isleten ist seit 1596 eine fortlaufende gewerbliche Nutzung dokumentiert, zunächst zur Eisenerzgewinnung, dann Sägerei-Betrieb, Papierproduktion (1851/53) und schliesslich Sprengstofffabrik (1873). Ausschlaggebende Faktoren für diese Aktivtitäten waren (a) die Wasserkraft, (b) der Holzreichtum, (c) die isolierte Lage (Sprengstoff-Produktion) und (d) die günstigen Verkehrsverbindungen über den Urner- bzw. Vierwaldstättersee. Die älteste Funktion der Isleten war aber nicht die gewerbliche Nutzung, sondern die Bedeutung als Hafen- und Lagerstätte für das Isenthal. Diese Funktion ging mit dem Bau der Verbindungsstrasse Seedorf-Isleten, 1952, praktisch vollständig verloren.
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